Pressemitteilung ’Probebohrungen Nagra’

Keine Einsprache

Der Verein Pro Bözberg wird gegen die Bohrgesuche der Nagra keine Einsprache machen (Beschluss des Vorstandes 2017).

Die Bohrgesuche der Nagra lösen rund um den Bözberg Emotionen, Ängste und Erwartungen aus. Die Geschichte der Nagra – seit 1972 auf der Suche nach einem Endlager-Standort für radioaktive Abfälle – ist geprägt von kostspieligen Untersuchungen, Irrtümern, Fehlentscheiden, Niederlagen, und Kehrtwendungen. Die aktuellen und geplanten Untersuchungen des Untergrunds (Seismik, Sondierbohrungen) sind erneute Versuche auf dem ungewissen Weg zu einer Lagerung des Atommülls in der Schweiz. Eine Lösung ist weder sachlich, politisch noch finanziell in Sicht. Die im Auftrag des Bundes zu realisierende Inbetriebnahme eines geologischen Tiefenlagers verschiebt sich deshalb regelmässig um Jahrzehnte in die ferne Zukunft.

In Übereinstimmung mit dem Kernenergiegesetz besteht Pro Bözberg weiterhin darauf, dass bei Lagerung und allfälliger Wiederverwendung des radioaktiven Abfalls ausschliesslich Sicherheitsaspekte zählen. Zu keiner Zeit dürfen weder politisch-wirtschaftliche Machbarkeiten noch geographische Opportunitäten für Entscheide relevant sein.

Pro Bözberg hält an seiner kritischen Haltung gegenüber dem Auswahlverfahren, der Nachvollziehbarkeit und der zeitlichen Richtigkeit der Entscheide von Nagra und Bundesbehörden fest. Die Entwicklung der Gesellschaft (z.B. Bevölkerungsdichte, Sicherheitsbedürfnisse, politische Realitäten) und die technische Entwicklung (z.B. Energiegewinnung, Umgang mit Rohstoffen, Bautechniken) lassen sich heute nicht für Jahrzehnte voraussagen.

Aufgrund der fundamentalen Unsicherheiten und angesichts der bisherigen Erfahrungen überlegt sich Pro Bözberg: Ist nicht grundsätzlich zu verlangen, dass die kostspieligen Verfahren gestoppt werden? Muss beim heute absehbaren langen Zeitplan nicht die technische und gesellschaftliche Entwicklung abgewartet werden, bevor Entscheide getroffen werden?

Weitere Informationen und Möglichkeiten für Rückfragen: Mitgliederversammlung Pro Bözberg, Mittwoch, 5. April 2017, 19.30 Uhr, Turnhalle Oberbözberg.

Häufig gestellt Fragen:

Weshalb hat sich Pro Bözberg gegen die Sondierbohrungen der Jura Cement Fabriken gewehrt?
Die Bohrgesuche betrafen einen konkreten Steinbruch, der als Vororientierung bereits im kantonalen Richtplan eigetragen war. Die Statuten verpflichten den Verein, solche „Änderungen der natürlichen Erscheinungsform“ zu bekämpfen. Die Bewilligungsverfahren basierten auf kantonalen Gesetzen. Das Bundesgericht gab in einem Leiturteil den Grundeigentümern und Pro Bözberg Recht (Verfahren). Die Gesuchstellerin verzichtete auf das Vorhaben, der Eintrag im kantonalen Richtplan wurde gelöscht.

Weshalb macht Pro Bözberg keine Einsprache gegen die Gesuche für Sondierbohrungen der Nagra?
Die Bohrstandorte wurden von der Nagra bewusst so gewählt (und abgegolten), dass die Grundeigentümer mit den Bohrungen einverstanden sind. Die Bohrungen haben keine Landschaftsveränderungen zur Folge. Sie dienen, wie die bereits durchgeführten seismischen Untersuchungen, der geologischen Erkundung des tiefen Untergrundes des Bözbergs. Dafür liegt die Zuständigkeit bei Bund und Kanton. Pro Bözberg sieht keine reelle Chance, die Sondierbohrungen mit Einsprachen verhindern zu können. Das Kernenergiegesetz gibt dem Bund (Bundesrat) alle rechtlichen Kompetenzen für entsprechende Abklärungen und Entscheide mit radioaktiven Materialien und deren Anlagen.

Pro Bözberg und der Atommüll?
Die bestehenden atomaren Risiken konzentrieren sich im unteren Aaretal: Standorte der Atomkraftwerke (Beznau, Leibstadt, Gösgen), Zwischenlager für atomare Abfälle in Würenlingen, Paul Scherrer Institut. Diese räumlichen Gegebenheiten dürfen keinesfalls zur Annahme führen, dass auch die „naheliegende“ Schicht des Opalinustons unter dem Bözberg der für die Schweiz sicherste Ort für ein geologisches Tiefenlager sein muss. Der Vorstand beobachtet, analysiert und beurteilt seit 2006 die Suche nach einem Lagerstandort für Atommüll in der Schweiz. Der Präsident orientiert an den Mitgliederversammlungen (und bei Bedarf) laufend über die Ergebnisse und die Haltung von Pro Bözberg (www.pro-boezberg.ch)..

Die Bewahrung des Bözbergs:
Pro Bözberg ist ein einsprache- und beschwerdelegitimierter Verein. Die Bewahrung eines möglichst umfassenden Gebiets im Raum Bözberg in seiner heutigen natürlichen Form vor allem hinsichtlich Flora, Fauna, Geologie, Morphologie und Geschichte hat oberste Priorität. Veränderungen erfolgen schleichend und kontinuierlich. Nur ein zielgerichtetes und herzhaftes Engagement über politische Grenzen hinweg bringt Erfolge. Pro Bözberg hat sich 2017 im kantonalen Mitwirkungsverfahren gegen neue Aushubdeponien in den Gemeinden Herznach, Hornussen und Bözen ausgesprochen.

Februar 2017

201702_Pressemitteilung_Bohrgesuche_der_Nagra (pdf)