Tiefenlager: Pro Bözberg ist besorgt

Vorstand und Mitglieder von Pro Bözberg beobachten und analysieren mit kritischer Aufmerksamkeit sowohl die Planung, die Verfahren als auch die bisherigen Erfahrungen mit der „Entsorgung“ des Atommülls.

In seiner Stellungnahme vom 31. Januar 2018 zum „Sachplan geologische Tiefenlager“ (Etappe 2/3) an das Bundesamt für Energie forderte der Verein Pro Bözberg unter anderem:

  • Angesichts des Realisierungsplanes (Betriebsbewilligung Lager für hochradioaktive Abfälle HAA ab 2060), müssen zwingend auch Alternativen (neue technische Möglichkeiten) und konkrete Risikovergleiche für Mensch und Umwelt mit andern europäischen Endlagerkonzepten geprüft und beurteilt werden.“

Diese Forderung ist aktueller denn je. Denn gerade im internationalen Vergleich zeigen sich in praktisch allen, heute geplanten, begonnenen und den bereits dramatisch gescheiterten (!) „Endlagerprojekten“ gravierende Schwachstellen.

Eine Übersicht der derzeit weltweit bekannten Tiefenlager-Probleme und Endlager-Havarien findet sich im Blogbeitrag von „Nuclear Waste“ (20. Mai 2018):

http://www.nuclearwaste.info/von-der-geologischen-tiefenlagerung-zur-dualen-strategie/

Zudem gibt der Autor dieser Studie ein beachtenswertes TV-Interview:

http://shf.ch/index.php?huet-im-gsproech-14-mai-2018

Man muss sich vor Augen halten: Das Konzept des Tiefenlagers basiert auf der Annahme, dass die hochradioaktiven Abfälle für 1 Million Jahre sicher, unberührt und unberührbar hunderte Meter unter der Erdoberfläche vom Lebensraum ferngehalten werden können.

Das bereits dokumentierte und absehbare global-kollektive Fiasko erschüttert das Konzept der Tiefenlagerung in seinen Grundfesten: Es muss dringend und vorurteilslos einer grundsätzlichen Prüfung unterzogen werden – unter Einbezug sämtlicher Erfahrungen und Fehlentscheidungen –, in einer internationalen Auslegeordnung. Dies erfordert Zeit. Zeit, die man sich nehmen muss. Zeit, die aber ohnehin vorhanden ist, da die bisherigen Realisierungspläne alle um Jahrzehnte verzögert werden. Eine Aus-Zeit und neue Denkansätze aufgrund der Erfahrungen, der technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind ein Gebot der Stunde!

Die Tiefenlagerung von Atommüll auch gemäss heutigem Konzept von Nagra und Ensi treibt havariert in Schieflage. Es genügt nicht mehr, sich einfach hinter „Verfahren“ zu verschanzen, wenn die globalen Erfahrungen nicht annehmbare Risiken zeigen.

André Lambert und Heiner Keller, Mitglieder des Vorstandes

22. Mai 2018