Wald und Endlager weiter im Fokus
15. ordentliche Mitgliederversammlung am 5. April 2017 von Pro Bözberg im Ortsteil Oberbözberg
Der Verein wird sich auch in Zukunft aktiv für den Erhalt von Landschaft, Natur und Erholungsraum Bözberg einsetzen. Aktuell stehen die Forderung nach einer schonenden Waldbewirtschaftung und nach sicherheitsbezogenen Abklärungen in Sachen Tiefenlager im Vordergrund.
von Max Weyermann
Präsident Otto H. Suhner gab zu Beginn der von der Musikgesellschaft Bözberg umrahmten Versammlung seiner Genugtuung über das 15-Jahr-Jubiläum des Vereins, der heute rund 1850 Mitglieder zählt, Ausdruck. Den Willen, sich weiterhin mit aller Kraft für ein lebenswertes Umfeld einzusetzen, unterstrich er mit dem Zitat „Ein entschlossener Mensch wird mit einem Schraubenschlüssel mehr anzufangen wissen als ein unentschlossener mit einem Werkzeugladen.“ Der Bözberger Gemeinderat Max Gasser gratulierte in seiner Grussbotschaft zur erreichten Wegmarke.
Einsatz an mehreren Fronten
In seinem Jahresbericht wies Suhner darauf hin, beim Bözberg handle es sich um ein Erholungsgebiet erster Güte, was auch die Tatsache zeige, dass der nordöstliche Teil gemäss Bundesratsbeschluss vom 15. Dezember 1997 im BLN-Inventar aufgeführt und dass ungefähr ein Drittel des Waldes als Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung festgelegt sei. Die ungeschmälerte Erhaltung oder zumindest grösstmögliche Schonung seien damit klar definiert. Die zum Teil mit „Flächenhieben und rüdem Maschineneinsatz“ (Zitat) ausgeführte Waldbewirtschaftung auf dem Bözberg und im Oberen Fricktal widerspreche diesen Grundsätzen. „Zahlreiche Gespräche und Interventionen bei den für die Durchsetzung der eidgenössischen und kantonalen Vorgaben verantwortlichen Gemeinden zeigten bis jetzt keinen Erfolg“, so der Pro-Bözberg-Präsident. Man erwarte nun von den zuständigen kantonalen und kommunalen Behörden eine zielgerichtete Intervention bei den Waldbesitzern und den Forstverwaltungen für eine Verbesserung der Situation. En Versammlungsteilnehmer verteidigte aus seiner Perspektive die Position der Forstverantwortlichen.
In Sachen Sondierarbeiten zur Abklärung für ein mögliches Tiefenlager für radioaktive Abfälle hat die Nagra im Gebiet Jura Ost für die vier Standorte Ursprung/Vierlinden, Äbertsmatt (Richtung Sennhütten), Effingen (Windischtalbach) und Station Effingen Bohrgesuche eingereicht. Otto H. Suhner betonte, der Verein Pro Bözberg halte an seiner kritischen Haltung gegenüber dem Verfahren, der Nachvollziehbarkeit und der zeitlichen Richtigkeit der Entscheide fest. Die Entwicklung der Gesellschaft (zum Beispiel Bevölkerungsdichte, Sicherheitsbedürfnisse, politische Realitäten) und die künftigen Möglichkeiten in den Bereichen Energiegewinnung, Umgang mit Rohstoffen, neue Nukleartechnologien sowie Bautechniken liessen sich heute nicht für Jahrzehnte voraussagen. Angesichts der bisherigen Erfahrungen und der vorhandenen Unsicherheiten überlege sich Pro Bözberg, ob nicht grundsätzlich zu verlangen sei, dass die kostspieligen Verfahren gestoppt und mit einem neuen Zeitplan aufzuschieben wären. In Übereinstimmung mit dem Kernenergiegesetz bestehe Pro Bözberg jedoch zumindest weiterhin darauf, dass im Hinblick auf Lagerung und allfälliger Wiederverwendung des radioaktiven Abfalls ausschliesslich Sicherheitsaspekte und nicht politische Machbarkeiten zu berücksichtigen seien. Auf eine Einsprache gegen die Bohrgesuche wurde aus Gründen der wahrscheinlichen Chancenlosigkeit und zu erwartender sehr hoher Anwalts- und Gerichtskosten verzichtet.
Als weiteres Thema kamen die angedachten Aushubdeponiestandorte im Fricktal zur Sprache. Pro Bözberg hat im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) fristgerecht das Begehren zur Anpassung des kantonalen Richtplans und den Verzicht auf die Deponien eingereicht. Otto H. Suhner: „Die ins Auge gefassten Standorte in Bözen und Hornussen liegen im Interessengebiet unseres Vereins. Gemäss Medienmitteilung vom 21. März kommt jetzt jedoch Bewegung in die Sache, und wie es scheint, wurde die Übung abgebrochen.“
Ein neues Vorstandsmitglied
Im Rahmen des Wahltraktandums wurden die demissionierenden Vorstandsmitglieder Walter Arrigoni (nach 15 Jahren) und Andrea Egloff (nach 6 Jahren) mit dem besten Dank und mit Präsenten verabschiedet. Zusammen mit den verbleibenden Mitgliedern, die ihre Bestätigung für eine weitere Amtsdauer in globo erhielten, wählte die Versammlung sodann den Badener Geologen André Lambert ins Führungsgremium. Den Kassierposten von Walter Arrigoni übernimmt der seit 2016 im Vorstand mitwirkende Bözberger Max Stähli.
Vorbildliche Waldbewirtschaftung
Nach der Behandlung der statutarischen Geschäfte hielt Walter Ackermann, Revierförster der in der thurgauischen Region Diessenhofen liegenden Bürgergemeinde Basadingen-Schlattingen, einen interessanten Vortrag über die dort gepflegte schonende Waldbewirtschaftung. Die Bürgergemeinde erhielt 2016 den höchstdotierten Umweltpreis der Schweiz, den auf 200‘000 Franken lautenden Waldpreis der in Basel domizilierten Sophie und Karl Binding Stiftung. Der Referent zeigte eindrücklich auf, dass sich dank Genügsamkeit und kluger Beschränkung des Ressourcenverbrauchs nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ für den Wald, die Tierwelt und für die Erholung suchenden Menschen grosse Vorteile ergeben. Weitere Informationen sind auf der Homepage www.bgbs.ch zu finden.