Armer Wald

Leserbrief, Aargauer Zeitung, Mittwoch, 6. Mai 2020
Zum Beitrag «Ohne Einsatz von schweren Maschinen», Ausgabe vom 16. April 2020

Armer Wald

Die Bewirtschaftung mit diesen schweren Forstmaschinen hat mit nachhaltigem Dauerwaldprinzip nichts zu tun. Schon gar nicht mit Handarbeit. Alle 40 Meter eine Rückegasse zu erstellen, ist verantwortungslos. Die Fahrzeuge hinterlassen eine doppelte Radspur von 60 Zentimeter Tiefe. Dass das sensible Boden-Ökosystem dadurch über Jahrzehnte zerstört wird, ist nicht akzeptabel. Im Frühling laichen Amphibien in den mit Wasser gefüllten Radspuren. Diese können das Wasser nicht halten, sodass X-Tausende Amphibien-Lurche sterben. Mit solcher Nutzung haben die Verantwortlichen des Forstamtes Brugg der Flora und Fauna im Wald den Krieg erklärt. Um schwarze Zahlen zu schreiben (Holzpreis ist zu tief), wird jeder wertvolle Ökobaum geschlagen. Im Waldgesetz steht, dass pro Hektare zwei bis vier solcher Bäume stehen gelassen werden müssen. Das Holz soll genutzt werden, aber nicht auf Teufel komm raus. Durch solch eine intensive Nutzung ergibt sich das Bild eines Zahnstocherwaldes. Nachfolgende Bewirtschafter des Waldes können sich künftig mit der Sense als Werkzeug begnügen. Was vor 70 Jahren mit der Industrialisierung des Kulturlandes geschah, wird jetzt im Wald weitergeführt durch den Forstbetrieb Brugg. Die Funktion des Waldes ist Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Reinigung der Luft und Produktion von Sauerstoff, Wasserspeicher, Erholungsraum für Menschen und steht für eine sinnvolle Holzproduktion. Nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes mit Einbezug von ökologischen Aspekten sollte unsere Zukunft sein, Herr Wengi.

Renate Erb, Riniken